Dienstag, 29. Juni 2010

Geschlechtstests im Sport

Einleitung:

Im Zuge der Lehrveranstaltung „Theorie und Praxis des Lehren und Lernens – Digital Lernen: Gendertheorie & Genderdiversity II“ im Sommersemester 2010 bei Dr.in Brigitte Kossek und Mag.a Silvia Grillitsch habe ich mich entschlossen eine Seminararbeit, welche als Blog auf http://geschlechtstestsimsport.blogspot.com/ veröffentlicht werden soll, zu schreiben. Das Thema dieser Arbeit ist: „Geschlechtstests im Sport“.

Diese Arbeit wurde grob in zwei Abschnitte gegliedert.

Der erste Teil spiegelt die medizinischen Aspekte der modernen Schulmedizin zum Thema Geschlechtsentstehung, Entwicklung des biologischen Geschlechts sowie Störungen der Geschlechtsentwicklung wieder. Beim medizinischen Teil muss ich mich herzlich bei Frau Dr. med. univ. Julia Straub bedanken, welche mich hierbei unterstützt hat und mir auch die dafür nötige Literatur zur Verfügung gestellt hat.

Der zweite Teil befasst sich mit dem Thema Geschlechtstests im Sport, also dem eigentlichen Thema dieser Arbeit. Hierbei wird zunächst darauf eingegangen, warum Geschlechtstests eingeführt wurden. Daran anschließend werde ich den geschichtlichen Hintergrund von Geschlechtstests im Sport erarbeiten, wobei hier auch die verschiedenen Arten von Geschlechtstests enthalten sein werden, die sich eben im Lauf der Zeit verändert haben. Ich werde auch auf die aktuellen Regelungen zu Geschlechtstests eingehen. Des Weiteren werde ich prägnante Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit anführen und beschreiben. Zum Abschluss werde ich auch noch einige Meinungen zu Geschlechtstests im Sport anführen.



Medizinischer Teil

Geschlechtsentstehung

Das menschliche Genom ist auf 46 Chromosomen codiert, davon sind 22 Chromosomen doppelt angelegt, die übrigen beiden Chromosomen bestimmen das genetische Geschlecht. Der weibliche Genotyp beinhaltet immer ein doppeltes X-Chromosom (46 XX), der männliche Genotyp setzt sich aus einem X- und einem Y-Chromosom (46 XY) zusammen. (vgl. MURKEN & CLEVE, 1996, S. 31ff; SADLER, 2003, S. 2ff)

Bild menschlicher Chromosomensatz 46 XY

Quelle: (HIPKIN, 1992, S. 150)


Entwicklung des biologischen Geschlechts

a) in der Fertilisation

In der Fertilisation (Befruchtung) spricht man bei der geschlechtlichen Fortpflanzung von einer Entstehung einer diploiden Zygote durch die Verschmelzung zweier haploiden Gameten (Samenzellen), der weiblichen Eizelle durch die männliche Eizelle.

Diese Gameten verfügen über einen monoploiden (einfacher) Chromosomensatz, welcher durch die Verschmelzung in der Zygote zu einem diploiden (doppelter) Chromosomensatz zusammengeführt wird.

Für die Geschlechtsentwicklung sind hierbei die Geschlechtschromosomen X und Y von Bedeutung. Die diploide Zygote erhält hierbei immer ein X-Chromosom aus dem mütterlichen Chromosomenpool. Entscheidend über das Geschlecht der Zygote ist die Zusammensetzung des haploiden väterlichen Gameten. Beinhaltet dieser das väterliche X, so wird der Zygot weiblich. Ist in ihm das geschlechtsdeterminierende Y enthalten, so ist der Grundstein für eine männliche Entwicklung gelegt. (vgl. MURKEN & CLEVE, 1996, S. 31ff; SADLER, 2003, S. 2ff)


b) in der Embryonalphase

Nach der genetischen Geschlechtsanlage folgt im Rahmen der intrauterinen embryonalen Reifung die auf den codierenden Genen basierende hormonale Geschlechtsentwicklung.

Dabei entstehen durch die Wirkung spezifischer Gene die Gonaden (Geschlechtsorgane; männlich: Testes, weiblich: Ovarien) aus einer undifferenzierten Gonadenanlage.

Durch eine auf dem Y-Chromosom codierten Genregion, dem SRY (sex determing region y gene) kommt es bereits in der fetalen Entwicklung zum so genannten männlichen Phänotyp (der „sichtbare“ Geschlechtstyp). Fehlt dieser Einfluss der SRY, entsteht ungeachtet des Genotyps automatisch ein weiblicher Phänotyp. Die Differenzierung der Gonaden wird somit allein durch das Y-Chromosom gesteuert. (vgl. SADLER, 2003, S. 294ff.)


Bild: Molekulare Faktoren bei der Geschlechtsentstehung



BILD: Geschlechtsentwicklung in der Embryonalphase

http://vienna-doctor.com/DE/Articles_DE/geschlechtsentwicklung_gross.html




c) weiterer gonadaler Einfluss

Die entstandenen Gonaden avancieren sowohl in der weiteren Organogenese präpartal als auch im postpartalen Leben, besonders in Pupertät und Fertilität, zu den maßgeblichen Hormonproduzenten und sind für die Differenzierung und Entwicklung der inneren und äußeren Genitale damit die maßgeblichen Einflussfaktoren. (vgl. KLINKE & SILBERNAGEL, 2001, S. 496ff.)


d) hormonale Regelkreise

Die gonadalen Hormone spielen über hormonspezifische Rezeptoren in anderen Organen und über die damit in Gang gesetzten hormonalen Regelkreise im gesamten Körper eine maßgebliche Rolle.

Adäquat eines technischen Regelkreises verfügen physiologische Regelkreise über eine Regler, bzw. ein Regelzentrum (meist im Hypothalamus, einem Teil des Zentralnervensystems) eine Stellgröße bzw. Steuersignale (Nervenimpulse bzw. Hormone) und ein Stellglied (z.B. hormonproduzierende Organe). Gemessen wird über hormonspezifische Rezeptoren.

Hormonale Regelkreise verfügen auch immer über eine Rückkoppelung, welche den Effekt am Stellglied an das Regelzentrum rückmeldet.

Zielorgane sind primär die Geschlechtsorgane (Ovar, Uterus, Samenleiter, Prostata), hierbei spielen zwei embryonale Strukturen eine maßgebliche Rolle:

  • Ductus paramesonephricus (Müller-Gang): aus ihm entstehen die weiblichen Geschlechtsorgane.
  • Ductus mesonephricus (Wolff-Gang):aus ihm entstehen die männlichen Geschlechtsogane.

Während sich der weibliche Geschlechtsapparat spontan rein durch Abwesenheit des männlichen hormonalen Einflusses ( AMH- AntiMüller-Hormon) durch noch nicht näher bekannte Einflüsse differenziert, sind bei der Entstehung des männlichen Geschlechtsapparats ab der 6. Schwangerschaftswoche zwei Faktoren entscheidend:

  • Leydig-Zellen produzieren Testosteron, welches zur männlichen Differenzierung führt.
  • Sertolli-Zellen produzieren das Anti-Müller-Hormon, welches zur Rückbildung der weiblichen Geschlechtsanlange (Ductus paramesonephricus) führt. (vgl. SADLER, 2003, S. 294ff.)

Geschlechtshormone haben durch die komplexe Verschaltung verschiedener Regelkreise und durch hormonale Rezeptoren in anderen Organen jedoch einen Einfluss auf den gesamten Körper. Frauen haben zum Bespiel weniger Muskelmasse als Männer, dafür mehr subkutanes Fettgewebe. Frauen verfügen über eine andere Beckenform als Männer, was einen Einfluss auf die gesamte Statik des Körpers hat. Geschlechtshormone haben einen Einfluss auf die quergestreifte Muskulatur und damit nicht nur auf die Skelettmuskeln sondern auch auf die Herzmuskulatur.

Die männliche Adrenalinproduktion unterscheidet sich von der einer Frau, ebenso die Verteilung der Körperwärme.

Dies sind nur ein Teil der Einflussfaktoren, welche für die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der sportlichen Leistungsfähigkeit ursächlich anzuführen sind.

Diese unterschiedliche sportliche Leistungsfähigkeit hat dazu geführt, dass Frauen und Männer im Sport unterschiedlich bewertet werden.


“Genetically determined sex differences in stature, musculature and cardiovascular capacity result in males having a substantial advantage over females in those sports which, in general, require strength, speed and power. It is well documented that differences in performance between highly trained men and women are considerably less than those that exist between average men and women" 2. This justifies the continued segregation of men and women in all but a few sports (e.g. equestrian events and shooting).” (FERGUSON-SMITH & FERRIS, 1991, S. 17)


Aufgrund immer wieder aufgedeckter Betrugsversuche wurden Geschlechtertests im Sport eingeführt.

In diesem Zusammenhang wurden allerdings auch immer wieder Fälle publik gemacht, die nicht auf einer vorsätzlichen Täuschung sondern auf einer Störung der Geschlechtsentwicklung basieren.


Störungen der Geschlechtsentwicklung (Disorders of Sex Development, DSD)

Kriterien der DSD (Quelle: http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/027-022.htm )

Kriterien, welche den Verdacht auf ein DSD begründen, bestehen aus:

1. einem offensichtlich uneindeutigem Genitale,

2. einem weiblichem Phänotyp mit vergrößerter Klitoris (Klitorislänge > 0,9 cm), einer posterioren Fusion der großen Labien oder einer inguinalen/labialen Resistenz,

3. einem männlichen Phänotyp mit bilateralem Hodenhochstand, Mikropenis (gestreckte Penislänge <>

4. einer Familienanamnese mit DSD (z.B. komplette Androgenresistenz) und

5. einer Diskordanz zwischen Genitalbefund und pränatal erhobenem Karyotyp.

6. einer kloakalen Fehlbildung


a) Störung der Fertilisation

Im Rahmen der Fertilisation können, wie jedes andere Chromosomenpaar, auch die Geschlechtschromosomen von Fehlern bei der Entstehung der haploiden Zellen (welche durch Teilungen diploiden Zellen in den Gonaden produziert werden) bzw. bei der Verschmelzung zu diploiden Zellen betroffen sein.



- Störungen des Karyotyps

Tabelle (Quelle http://www.embryology.ch/allemand/ugenital/molec01.html)

Vergleichende Tabelle: Aneuploidie und Euploidie von Gonosomen

Karyotyp

Phänotypisches

Geschlecht

Gonade

Syndrom

Symptome

45, XO

weiblich

Ovarien

Turner Syndrom

Rückbildung der Ovarien beim Feten

45, YO

---

---

---

Fehlen des X -Chromosoms ist letal

46, XX

weiblich

Ovarien

Normale Frau

Normale Entwicklung

47, XXX

weiblich

Ovarien

Normale Fertilität

Normale Entwicklung

46, XY

männlich

Testes

Normaler Mann

Normale Entwicklung

47, XXY

männlich

Testes

Klinefelter Syndrom

Kleine, harte Testes (Hodenatrophie)

Aspermatogenesis

47, XYY

männlich

Testes

Normale Fertilität

Normale Entwicklung






Mosaik-Individuen verfügen über Zellen mit unterschiedlichen Karyo- und/oder Genotypen, obwohl bekanntlich alle Zellen durch die Teilung derselben Stammzelle entstehen. Diese Zellen entstehen durch Fehler in der Zellteilung. Betrifft ein derartiger Fehler die Geschlechtschromosomen, so hat das chromosomale Mosaik Einfluss auf die Geschlechtsentstehung. (vgl. MURKEN & CLEVE, 1996, S. 60ff.)


b) Störung der sexuellen Organogenese

Fehlt der Einfluss des männlichen Y-Chromosom, kommt es automatisch zur Ausbildung eines weiblichen Geschlechts.

Für die Geschlechtstests im Sport sind die Fälle interessant, in welchen eine Differenz zwischen Geno- und Phänotyp besteht:

Hier liegt ein männliches Y-Chromosom im Genotyp vor, dieses wirkt jedoch auf Grund eines effektorisch oder auch der rezeptorisch begründeten Defektes nicht.

Der chromosomale Mann verfügt nun über phänotypisch weibliche, jedoch infertile, Geschlechtsorgane.

Abhängig vom Grad des Defektes in den hormonalen Regelkreisen kommt es zu unterschiedlichen Auffälligkeiten. Diese können sich bereits im Phänotyp der primären Geschlechtsorgane finden (Fehlbildungen von Vagina/Penis) oder erst mit Eintritt der Pupertät auftreten ((Pseudo-)Virilisierung der Frau/(Pseudo-)Feminisierung des Mannes). (vgl. FÖLSCH et al., 2000, 423ff.)

Unabhängig von der primären Geschlechtsentwicklung kann es aber auch nach Abschluss dieser noch zu Funktionsstörungen kommen, welche durch Fehlfunktionen der eigentlichen Geschlechtsorgane (Hoden/Ovarien) bzw. deren Regelkreisläufe bedingt sind.

Dies führt zu einer von der Norm abweichenden Auswirkung dieser Hormone, welche nicht nur auf die Sexualorgane beschränkt bleibt, sondern auch auf praktisch jedes andere Organ und Organsystem einen Einfluss hat.

Für den Bereich des Sports sind hier vor allem Herz und Kreislauf sowie das muskuloskelettale System zu nennen.



Sportspezifischer Teil

Warum wurden Geschlechtstests eingeführt?

Es bestand die Angst, dass sich Männer als Frauen verkleiden könnten. Damit würde bei sportlichen Wettkämpfen eine unfaire Ausgangssituation entstehen, da die Sportler völlig andere körperliche Voraussetzungen haben als Sportlerinnen und sie somit auch die Ergebnisse der Wettkämpfe verfälschen würden. Um diesen Umstand zu verhindern wurden von der IAAF (International Amateur Athletic Federation) Geschlechtstests für Frauen angeordnet.


“Since males have the advantage, it is understandable that occasionally males might be tempted to masquerade as female athletes. In other cases, males who were born with ambiguous genitalia and raised as females have found themselves to be physically at an advantage over other sportswomen. Whilst cheating maybe rare, there is anecdotal evidence that individuals who have competed as females have subsequently changed their sexual identity to live as men.” (FERGUSON-SMITH & FERRIS, 1991, S. 17)


„Universitätsprofessor Ernst Raas, im ÖSV Leiter des Referats Sportmedizin, spricht im Fall Schinegger von einem "Keulenschlag, der sich a la longue als Segen" herausstellte. Er befürwortet Tests im Sport wegen des Prinzips des Fair Play.“ (o.A., 2008)


“However, with the addition of women to Olympic competition in 1912, concerns were raised about thepossibility of men attempting to impersonate female competitors for the purpose of gaining unfair advantage.” (PUFFER, 1996, S. 278)


“The rationale behind the test was to exclude fraudulent males and individuals of uncertain gender who might have a physical advantage over normal female competitors. […] it was also purported to be in the interests of equal opportunity and the protection of legitimate female competitors.”(FOX, 1993, S. 148)


Geschichtlicher Hintergrund:

Die Antiken Olympischen Spiele:

Bereits im antiken Griechenland, welches ja als eine der Geburtsstätten des Sports gilt, wurde bereits das männliche vom weiblichen Geschlecht getrennt. Es durften nur Männer Sport in den Stadien betreiben. Frauen hatten zu den Sportstätten keinen Zutritt, auch nicht als Zuseher. Damit die Männer unter sich Sport treiben konnten wurde dies im nackten Zustand gemacht. Somit war ersichtlich, dass nur Männer an den Wettkämpfen teilnehmen können. Das Gedankenmodell bei den Antiken Olypischen Spielen war jenes, dass die Sieger der Antiken Olympischen Spiele nicht die besten Sportler waren, sondern von den Göttern auerwählte.


“Gender verification was hardly an issue at the inception of the ancient Olympic games in Greece. Competition was restricted to men, and the competitors entered the stadium unclad. No doubt existed about their gender.” (PUFFER, 1996, S. 278)


“Historically, female athletes have been subjected to a variety of discriminatory and prejudicial

practices that have affected their access to sport. For example, women were not permitted to compete in the ancient Olympics[…]” (REESER, 2005, S. 695)


The original Olympic Games in ancient Greece were limited to men, who competed in the nude. Women spectators were prohibited.” (GENEL, 2000)


In Ancient Greece determination of sex was made by direct observation of the all-male athletes participating in the Olympic Games.” (VIGNETTI et al., 1996, S. 239)


Die modernen Olympischen Spiele:

1896 in Athen:

Bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit im Jahr 1896 in Athen waren nur männliche Sportler zugegen. Auch deswegen, weil der Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, Baron Pierre de Coubertin meint, dass: „Olympische Spiele sind ein Ausbund männlicher Athletik und der Beifall der Frauen ist deren Lohn“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2004, S. 44). Somit stellte sich hier noch nicht die Frage nach Geschlechtstests.


„Wahrscheinlich hat Coubertin damals nicht an die Probleme der Intersexualität gedacht, obwohl Hermaphroditismus seit dem Altertum bekannt ist.“ (BERGNER, 2006, S. 77)


“When the Olympic Games were revived in 1896, the founder, Baron Pierre de Coubertin, was opposed to any women competing, […] reflecting general cultural attitudes about the "weaker sex" that prevailed at the sunset of the Victorian era.” (GENEL, 2000)


“[…] nor were they included when the modern Games were first organised in 1896.” (REESER, 2005, S. 695)


1960er Jahre:

Geschlechtstests wurden erstmals im Jahr 1966 von der IAAF (International Amateur Athletic Federation) eingeführt. Dies geschah aus Angst, dass Männer sich Männer verkleiden könnten und somit mit ihren physischen Vorteilen betrügen könnten. (vgl. FERRIS, 1992)

Die ersten Geschlechtstests waren Tests, bei denen Frauen vor Ärzten gynäkologisch untersucht wurden (vgl. CONRADI & WIESEMANN, 2009, S. 656) um festzustellen, ob diese Frauen eine richtige Vagina und keinen Penis besitzen.


The women had to stand naked before a panel of doctors and submit to having their bodies and genitals fingered. There had to be a real vagina, and no penis.” (WARREN, 1996)


“ […] in 1966, at the European Athletics Championships in Budapest, women athletes were required to undergo an inspection before a panel of three women doctors.” (FERGUSON-SMITH & FERRIS, 1991, S. 17)


„[…]women paraded unrobed in front of physicians who confirmed their gender.”(PUFFER, 1996, S.278)


The very first tests, which were invasive and controversial gynaecological examinations, were conducted in 1966.” (Australian Government / Australian Sports Commission: http://www.ausport.gov.au/participating/women/issues/gender_verification (verfügbar am: 16.6.2010)


Da sich sehr viele Sportlerinnen gedemütigt gefühlt haben und auch deren Länder beim Internationalen Olympischen Commitee interveniert haben (vgl. WARREN, 2003; vgl. FOX, 1993, S. 148, vgl. FERGUSON-SMITH & FERRIS, 1991, S. 17) wurde eine neue Methode bezüglich der Geschlechtstestung angewendet.

Es wurden nun mittels Wangenabstrich die Geschlechtschromosomen erhoben.


„Mit der Entdeckung der intrazellulären Barr-Körperchen hoffte man, auf weniger demütigende Weise mittels Wangenabstrich diejenigen Sportlerinnen herauszufinden, die chromosomal kein weibliches Geschlecht aufwiesen.“ (CONRADI & WIESEMANN, 2009, 656)


“The sex chromatin test, also known as the buccal smear test, consists of a microscopic examination of epithelial cells scraped from the inside of the cheek. The cells are stained to reveal the presence or absence of the Barr body, which is caused by inactivation of one of the two X chromosomes in female cells and which appears in 20-30% of nuclei. Male cells do not show this Barr body as they have only one active X chromosome.“ (FERGUSON-SMITH & FERRIS, 1991, S. 18)


The buccal smear made it possible to examine a woman's sex chromosomes under a microscope, in cells swabbed from the inside of her mouth. If female gender was "verified" in the form of two X chromosomes, the woman got a certificate that let her compete.” (WARREN, 2003)


This consisted of examining cells from a smear taken from the buccal mucosa of female competitors for the presence or absence of a Barr body. This body is formed after inactivation of one of the two X chromosomes in female cells. The presence of a Barr body confirmed the female gender of a competitor, while its absence raised suspicion about the athlete's gender. (PUFFER, 1996, S. 278)


Dieser Wangenabstrich wurde erstmals bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko City eingeführt. Des Weiteren wurde für jede Sportlerin ein „Sex Passport“ basierend auf den gynäkologischen Untersuchungen als auch den Geschlechtschromosomen aus dem Wangenabstrichen erstellt (vgl. VIGNETTI et. alter , 1996).


1970er Jahre

In der Mitte der 1970er Jahre wurde der Wangenabstrich/ Geschlechtschromosomen Test als unzuverlässig erachtet und wurde durch einen erneuerten DNA Test ersetzt. (vgl. WARREN, 2003) Wissenschafter sprachen sich gegen diese Tests aus, da sie die Tests als nicht 100% aussagekräftig hielten.


Von 1970-1990

In den Jahren zwischen 1970 bis 1990 wurden weiterhin bei sportlichen Großereignissen Geschlechtstests bei Frauen durchgeführt. Wie man in der Tabelle von FERGUSON-SMITH & FERRIS erkennt wurden 6561 Frauen getestet. Davon gab es 13 „unzulässige“ Ergebnisse, was einem Prozentsatz von 0,2% oder Einer von 504 Frauen entspricht. Die Abbildung von TUCKER & DUGAS startet mit Werten im Jahr 1972 und geht aber bis in das Jahr 1996 (den letzten Olympischen Spielen, bei denen Geschlechtstests durchgeführt wurden). Hierbei gab es 8600 getestete Frauen und bei 28 von diesen gab es einen „positiven Geschlechtstest“. Dies entspricht einem Prozentsatz von 0,3% oder Einer Frau von 320. Wie man hier also erkennen kann ist die Anzahl an Frauen, die einen positiven Geschlechtstest absolviert haben sehr gering, und man muss sich die Frage stellen ob diese Testung auch wirklich sinnvoll ist.


(TUCKER & DUGAS, 2009)

(FERGUSON-SMITH & FERRIS, 1991, S. 19)



1990er Jahre

Im Jahr 1990 wurde ein Expertengremium von der Internationalen Association of Athletics Ferderations (IAAF) eingesetzt. Dieses Gremium bestand aus Genetikern, Gynäkologen, Pädiater, Endokrinologen, Pathologen, Psychiatern und Sportmedizinern. Die Arbeitsgemeinschaft kam zu dem Ergebnis, dass laborgestützte Geschlechtstests eingestellt werden sollen. (vgl. PUFFER, 1996, S. 278) Dieser Empfehlung kam die IAAF im Jahr 1992 nach und stoppte Geschlechtstests. Daran anschließend akzeptierten alle, bis auf vier internationale Verbände diese Empfehlung. Das Internationale Olympische Comitee (IOC) lies weiterhin bei den Olympischen Spielen Geschlechtstests durchführen. (vgl. WARREN, 2003) Erst im Jahr 1999 wurde von der IOC internen Athletenkommission ein Ende von Geschlechtstests eingefordert und dieses wurde auch vom Vorstand akzeptiert. Das IOC behielt aber Möglichkeit, dass in Einzelfällen Sportlerinnen getestet werden können. (vgl. GENEL, 2000)


„Die Praxis der zwangsweisen Geschlechtsüberprüfung von Athletinnen wurde nach Kritik von Wissenschaftlern und Intersexuellenverbänden schließlich mit den Olympischen Spielen von Sydney im Jahre 2000 aufgegeben.“ (CONRADI & WIESEMANN, 2009, S. 657)


2000er Jahre:

Im Jahr 2000 fanden die Olympischen Sommerspiele in Sydney statt. Dies waren die ersten Olympischen Spiele seit 1968 in Mexico City bei denen keine Geschlechtstests für alle Frauen verpflichtet waren. (vgl. LJUNGQVIST, 2006)

Der Internationale Volleyballverband war der letzte Verband der Geschlechtstests durchführen ließ. Erst im Jahr 2004, also zwölf Jahre nachdem die IAAF und vier Jahre nachdem das IOC Geschlechtstests aufgegeben hat, hat dieser Verband auf Geschlechtstests verzichtet.


„Der Internationale Skiverband (FIS) war einer der letzten Verbände, die auf die Gender-Verification verzichteten, als letzter Weltverband folgte im Jänner 2004 der Volleyballverband der Vorgabe des IOC.“ (ORF, 2008)


Die aktuelle Regelung von Geschlechtstests im Sport:

Wie sieht nun die aktuelle Regelung von Geschlechtstests im Sport aus?

Die International Association of Athletics Ferderations (IAAF) hat einen eigenen Grundsatzerklärung im Jahr 2006 abgegeben. In dieser wird angegeben, dass es keine standardisierten bzw. verpflichtenden Geschlechtstests mehr geben soll. Jedoch behält sich das Recht vor, dass in „Verdachtsfällen“ die betroffene Sportlerin sich einem Test zu stellen hat. Dieser Test wird von Gynäkologen, Endokrinologen, Physiologen, Internisten, sowie durch Experten der Gender/Transgenderforschung überwacht. Weiters ist anzumerken, dass eine Festlegung des Geschlechts nicht alleine durch eine Analyse der Chromosomen zustande kommen darf.


Nur bei Verdacht auf sportlichen Betrug mit der vorsätzlichen Angabe eines falschen Geschlechts können weitere Untersuchungen in die Wege geleitet werden.“ (CONRADI & WIESEMANN, 2009, 657)


Hier nun ein Auszug der IAAF POLICY ON GENDER VERIFICATION

1. There will be no compulsory, standard or regular gender verification during IAAF sanctioned championships;

2. In resolving cases that may arise, determination should not be done solely on laboratory based sex determination;

3. Any problems related to this issue are expected to be picked up by the national team doctors during health checks or by medical/doping delegates at specimen collection during doping control at major championships;

4. If there is any ‘suspicion’ or if there is a ‘challenge’ then the athlete concerned can be asked to attend a medical evaluation before a panel comprising gynecologist, endocrinologist, psychologist, internal medicine specialist, expert on gender/transgender issues. The medical delegate can do an initial check;

5. Reconstructive surgery and sex reassignment

- if sex change operations as well as appropriate hormone replacement therapy are performed before puberty then the athlete is allowed to compete as a female

- if the sex change and hormone therapy is done after puberty then the athlete has to wait two years after gonadectomy before a physical and endocrinological evaluation is conducted (The crux of the matter is that the athlete should not be enjoying the benefits of natural testosterone predominance normally seen in a male)

6. Conditions that should be allowed:

(a) Those conditions that accord no advantage over other females:

- Androgen insensitivity syndrome (Complete or almost complete - previously called testicular feminization);

- Gonadal dysgenesis (gonads should be removed surgically to avoid malignancy);

- Turner’s syndrome.

(b) Those conditions that may accord some advantages but nevertheless acceptable:

- Congenital adrenal hyperplasia;

- Androgen producing tumors;

- Anovulatory androgen excess (polycystic ovary syndrome). (LJUNDQVIST, 2006, S. 2)


Die Medizinethikerin und Expertin für Fragen der Intersexualität, Prof. Dr. Claudia WIESEMANN hinterfragt kritisch die Verfahrensrichtlinie der IAAF und wünscht sich klare Richtlinien für den Sport.

„Im Sport müssen klare Regeln gelten. Diese Regeln müssen den Athletinnen und Athleten eindeutig sagen: Du darfst starten - du darfst es nicht. Solche klaren Regeln für den Fall der Caster Semenya hat die IAAF nicht. Die entsprechende Erklärung (IAAF Policy on Gender Verification) ist wolkig, enthält lauter schwammige Wörter. Von Fall zu Fall müsse entschieden werden, eine individuelle Einschätzung müsse vorgenommen werden. Die IAAF gesteht die Schwierigkeiten, im Zweifelfall Mann und Frau auf der Basis von Tests klar voneinander zu unterscheiden, direkt ein.“ (WIESEMANN, 2009)


Ausgewählte Beispiele zu Geschlechtstests und deren Folgen

In diesem Kapitel möchte ich einige ausgewählte Beispiele aus der Geschichte der Geschlechtstests im Sport anführen. Hier werde ich auch beschreiben wie von Seiten der Verbände bzw. der Medien Druck auf die Sportler bzw. Sportlerinnen gemacht wurde.


Erik(a) Schinegger

Die ehemalige Wintersportlerin Erika Schinegger gewann bei den Weltmeisterschaften 1966 in Portillo, Chile im Abfahrtslauf der Frauen die Goldmedaille. Im Jahr 1968 wurde sie bei einem Geschlechtstest im Vorfeld der Olympischen Spiele positiv getestet und es stellte sich heraus, dass sie genetisch gesehen ein Mann sei. Aufgrund von nach innen gewachsener Geschlechtsteile wurde dies jahrelang nicht erkannt. Daraufhin entschied sich Erika Schinegger zu einer Operation und einer Änderung des Vornamens in Erik. Der Weltmeistertitel wurde ihm nicht aberkannt, jedoch bekam die damals Zweitplazierte auch eine Goldmedaille zuerkannt. Erik Schinegger heiratete und wurde Vater einer Tochter. (vgl. WIKIPEDIA)

Erik Schinegger stand in der Zeit nach dem Geschlechtstest unter enormen Druck, da das Thema der Intersexualität in den späten 60er Jahren noch ein absolutes Tabuthema war. Weiters fühlte er sich nach dem Bekanntwerden von vielen Institutionen im Stich gelassen. (vgl. ORF)

Im Jahr 1988 veröffentlichte Erik Schinegger das Buch „Mein Sieg über mich. Der Mann der Weltmeisterin wurde.“ (vgl. WIKIPEDIA) Im Jahr 2005 wurde der Dokumentarfilm „Erik(a) – Der Mann, der Weltmeisterin wurde“ von Kurt Mayer veröffentlicht. (vgl. FIRSTCHOICEFILMS) Sowohl das Schreiben des Buches, als auch die Veröffentlichung des Filmes halfen Erik Schinegger dabei sich mit seiner Vergangenheit zu beschäftigen und um diese aufzuarbeiten. (vgl. ORF)


María José Martínez-Patiño

Im Jahr 1983 nahm Maria José Martinez-Partino bei den Leichtathletik Weltmeisterschaften in Helsinki teil. Dort nahm sie zum ersten Mal an einem Geschlechtstest teil und ihr wurde ein „Zertifikat der Weiblichkeit“ ausgestellt wie man im nachfolgenden Bild erkennen kann. Im Jahr 195 nahm sie bei den Universitätsspielen in Japan teil. Jedoch hat sie ihr Zertifikat in ihrer Heimat vergessen und es musste abermals ein Wangenabstrich gemacht werden, um ihre XX Chromosomen zu bestätigen. Am selben Abend kam der Teamdoktor zu ihr und erklärte ihr, dass es Komplikationen mit ihrem Testergebnis gäbe. Am nächsten Tag erfuhr sie, dass eine weitere Analyse ihres Karyotyps gemacht werden muss und die Ergebnisse Monate brauchen würden, bis sie im Spanischen Verband wären. Sie war nicht autorisiert um am Rennen teilzunehmen. Der Teamdoktor riet ihr in der Heimat einen Spezialisten aufzusuchen und in der Zwischenzeit eine Verletzung vorzutäuschen, damit niemand irgendeinen Verdacht schöpfen würde. Maria José Martinez-Partino war geschockt und fragte sich, wie sie sich denn von ihren Teamkolleginnen unterscheiden würde. Zurück in Spanien besuchte sie die besten Ärzte alleine, weil sie es nicht übers Herz brachte ihren Eltern zu erzählen, dass etwas nicht in Ordnung sei. Zwei Monate später kamen die Testergebnisse und es stellte sich heraus, dass Maria José Martinez-Partino eine Chromosomenkonstitution von XY und einen Karyotyp von 46 XY besitzt.

1986 waren die nationalen Meisterschaften. Maria José Martinez-Partino wurde gesagt, dass sie eine Verletzung vortäuschen und sich vom Sport leise und für immer zurückziehen soll. Sie tat dies nicht und wurde beim Wettkampf erste. Daraufhin wurde ihr Fall publik. Ihr Sportstipendium wurde zurückgenommen und ihre Laufzeiten wurden aus den nationalen Rekordbüchern gestrichen. Maria José Martinez-Partino fühlte sich beschämt und verwirrt. Sie verlor Freunde, ihren Verlobten, Hoffnung und Energie. Sie fühlte sich weiterhin als Frau und konnte sich nicht vorstellen ein Mann zu sein.

In den nächsten zwei Jahren stand Maria José Martinez-Partino in Kontakt zu einem finnischen Genetiker, einem spanischen Professor und einer amerikanischen Journalistin. Diese halfen mit im Kampf um die Änderung der Regulative. Im Jahr 1988 übergab Arne Ljungqvist, der Vorsitzende der IAAF ihr die Lizenz wieder im Wettkampfsport tätig zu sein. Maria José Martinez-Partino bezahlte dafür aber einen hohen Preis um an ihre Lizenz zu kommen, denn ihre Geschichte wurde öffentlich erzählt, analysiert und diskutiert. Nach drei Jahren weg von der Wettkampfszene war auch ihr Eigenimpuls verloren. Sie trainierte, in der Hoffnung sich für die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona zu qualifizieren, scheiterte jedoch. Maria José Martinez-Partino half anderen Sportlerinnen mit genetischen Varianzen um ohne Angst an Wettkämpfen teilzunehmen. Aufgrund ihrer Geschlechtstestung meint sie nun, dass sie eher im Einklang mit ihrer Weiblichkeit ist, als andere Frauen. (vgl. MARTINEZ PATINO, 2005)



(MARTINEZ PATINO, 2005, S.38)


Santhi Soundarajan

Die indische Leichtathletin Santhi Soundarajan gewann bei den Asienspielen 2005 die Silbermedaille über 800m. Im Jahr 2006 gewann sie bei den Asienspielen wieder die Silbermedaille über dieselbe Distanz. Diese Medaille wurde ihr wieder aberkannt, da sich bei einem Geschlechtstest herausstellte, dass sie von der Chromosomenkonstellation her, männlich sei. (vgl. AUGSBURGER ALLGEMEINE, 2009 & WIKIPEDIA, 2010)

Santhi Soundarajan erzählt in einem Interview, dass sie vom Testergebnis niedergeschmettert war und sie vom Indischen Leichtathletik Verband in keinster Weise unterstützt erhalten hat. Im September 2007 hat sie versucht sich das Leben zu nehmen. Zwei Monate nach ihrem Suizidversuch später gründete sie in ihrer Heimatstadt Pudukkottai im Süden Indiens ihre eigene Leichtathletik Akademie. Dort arbeitet sie nun als Trainerin und versucht ihr Wissen an jugendliche Sportler und Sportlerinnen weiterzugeben. (vgl. RAJAN, 2009)

Caster Semenya

Caster Semenya gewann im Jahr 2009 bei den Leichtathletik Weltmeisterschaften in Berlin die Goldmedaille über 800m. Im Vorfeld der Weltmeisterschaften machte das Gerücht, dass Caster Semenya intersexuell sei die Runde. Ihre starken Leistungsverbesserungen innerhalb eines Jahres, ihre tiefe Stimme und aber auch ihr maskulines Aussehen waren als Gründe für die Vermutungen genannt. Die IAAF lehnte jedoch ein Startverbot für die Leichtathletin ab, da es keine Beweise für die Vermutungen gab. Nachdem aber Caster Semenya sehr deutlich bei den Weltmeisterschaften gewonnen hatte ordnete der Weltverband IAAF zwei Tests zur Geschlechtsüberprüfung an. Menschenrechtsgruppen lagen Protest gegen diese Überprüfungen ein, das Land Südafrika, aus dem Caster Semenya stammt, legte Beschwerde bei der UN an.

Die IAAF kommentierte Gerüchte zu den Ergebnissen nicht offiziell. Der IAAF Generalsekretär Pierre Weiss berichtete der Presse: „Es ist klar, dass sie eine Frau ist, aber nicht zu 100 Prozent.“ (WELT ONLINE, 2009) EineWoche später wurde bekannt, dass Semenya bereits ein Jahr zuvor in ihrer Heimat einen Geschlechtstest durchführen musste. Daran anschließend gelangte der südafrikanische Verbandspräsident Leonard Chuene in die Kritik und wurde mitsamt seinem Präsidium seines Amtes enthoben.

Caster Semenya durfte sowohl ihre Medaille als auch das Preisgeld von den Weltmeisterschaften 2009 in Berlin behalten. Über alle ihre Testergebnisse wurde vereinbart, dass diese vertraulich behandelt werden und somit nicht an die Öffentlichkeit gelangen. (vgl. WIKIPEDIA)

Resümee

Die Einführung von Geschlechtstests im Sport erfolgte vom Gedanken her gesehen zum Schutz der Athletinnen. Dies geschah zu Beginn auf sehr demütigende Weise und wurde von Wissenschaftlern stets kritisch hinterfragt, bzw. auch abgelehnt. Es wurde von Seiten der Verbände niemals hinterfragt, wie man mit den positiv getesteten Sportlerinnen umzugehen hat. Die Einführung des Wangenabstrich-Testes lies die Testung etwas menschenwürdiger erscheinen, jedoch auch hier gab es keine klare Linie, wie man mit den Sportlerinnen umgehen soll.

Sowohl das Internationale Olympische Comitee (IOC) als auch die International Association of Athletics Ferderations (IAAF) behielten sich bis dato das Recht ein, bei Verdachtsfällen weiterhin Geschlechtstests durchzuführen, obwohl diese im Jahr 1999 vom IOC, als auch 1992 von der IAAF abgeschafft wurden.

Sehr problematisch an der gesamten Situation bezogen auf die Geschlechtstests im Sport ist auch der Umgang der Medien mit diesem Thema. Die Medien versuchen hauptsächlich hohe Verkaufszahlen einzubringen und so suchen sie nach besonderen Schlagzeilen. Wie sich jedoch die positiv getestete Sportlerin fühl habe ich glaube ich auch sehr deutlich am Beispiel María José Martínez-Patiño darstellen können.

Es ist selbstverständlich auch eine sehr schwierige Situation für die Sportverbände hier klare Regeln zu schaffen. Auch der Sport ist heutzutage ein Berufsfeld geworden, bei dem klare Spielregeln gelten müssen. Die Olympischen Spiele sind beispielsweise bereits ein eigener Wirtschaftsfaktor, mit den Ausmaßen die sie angenommen haben. Weiters sprechen wir Profisportlern, die eben die Ausübung ihres Sports zu ihrem Beruf gemacht haben und damit ihr Geld verdienen. Außerdem werden bei Sportveranstaltungen Preisgelder ausgeschrieben. Es ist also keine leichte Ausgangssituation für die Verbände hier neue Regelungen zu schaffen. Um dies aber vielleicht doch zu schaffen sollten sich meines Erachtens Vertreter der Sportverbände, des IOC, der IAAF, sowie Ärzte als auch Experten der Gender- und Transgenderforschung an einen Tisch setzen und für den Sport Richtlinien für ein gemeinsames Sportausüben erarbeiten.

Literatur:

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